Yoga ist nicht zum Lachen!

Das ist ein ernstes Unterfangen mit der Spiritualität. Man arbeitet und meditiert, wälzt sich durch nicht geringe Traumata, besucht Heiler*Innen und Gleichgesinnte, und hofft irgendwie, dass danach alles leichter wird. Das wird es mitunter auch aber es dauert manchmal ganz schön! Was also macht man in der Zwischenzeit? Du weißt schon, in den Jahren, in denen man stecken bleibt, der Durchblick noch fehlt, das Leben einen pausenlos blöd von der Seite anmacht? Durchbeißen? In Selbstmitleid versinken? Körper und Seele mit den neuesten Trends upgraden? Wie wäre es mit über uns selbst Lachen?

Nun, wer sich in der Yogaszene, der Seriösen versteht sich, tummelt, hat nicht viel zu lachen. Hier geht es um die ganz großen Fragen: Wer bin ich? Wann bin ich durch mit narzisstischen Menschen? Am Wochenende Chakras ausbalancieren oder doch lieber nach Malle zur Body Challenge, die 500ste? Fragen über Fragen!

Ok, ernsthaft jetzt. Was ist mit uns los? Wieso sind vom Cacao Circle bis zum Blessingway alle so verdammt ernst? Wieso kann hier eigentlich keiner mehr über sich selbst lachen? Ich meine, wir sind doch nicht die einzigen Menschen auf der Welt, die Probleme haben! Und ist es etwa nicht lustig, was die Suche nach Antworten manchmal so für Abenteuer mit sich bringt? Also mir fallen da schon ein, zwei Schoten ein!

Neulich auf facebook: Ein Yogi, mit obligatorischem Beard & Bun schreibt mir sehr sympathisch, ob er mich auf seine Website packen dürfe. Ich freue mich über das Interesse und folge dem Link zu seiner Seite. Dort lese ich mehr über das Team. Von Sacred Geometry bis Reiki tun sich zahlreiche Fähigkeiten auf. Mein Yogi beschreibt sich selbst als Alchemist. „Donnerwetter“, denke ich, „also da biste auf jeden Fall unterqualifiziert, mit deiner klassischen 500h Hatha Yoga Ausbildung“. Das mag ja Hand und Fuß haben aber davon, dass ich eine Materie in eine Andere verwandle (das ist doch Alchemie, oder?), kann keine Rede sein. Ich erkläre meinem facebook Freund, dass ich leider noch nicht so viel über metaphysische Ebenen weiß, und ihnen bestimmt die Suppe versalze. Mein Kollege findet es nicht so lustig. Es kommen bemüht gezügelte Antworten. Zum Abschluss fragt er welche Suppe ich meine?

„Wie schade“, denke ich, während ich wehmütig den Messenger schließe. Statt, dass er erklärt, was er als Alchemist konkret macht oder aber herzhaft darüber lacht, dass wir ALLE gelegentlich etwas merkwürdig rüber kommen, sagt er einfach, er sei ja nicht von gestern und ich bin ironisch aber „no hard feelings“.

Ja ok, ich war ein bisschen ironisch aber bei all der Spiritualität und der wichtigen Arbeit, die wir als Lehrer*Innen, Heiler*Innen, etc. leisten, kann man doch mal über sich selbst lachen oder nicht? Ehrlich gesprochen, was bleibt denn noch übrig, außer lachen, wenn ich im nach-unten-schauenden Hund gefragt werde, ob mein Beckenboden dicht ist? Oder der Mann nach der Trennung alles mitnimmt und tatsächlich nochmal zurückkommt, weil er den Kartoffelschäler vergessen hat? Oder ich mich selbst dabei ertappe, wie ich jemandem erkläre, dass mein Jungfrau Aszendent mich voll abnervt, weil ich schon im Sternzeichen Jungfrau bin?

Versteht mich nicht falsch. Ich nehme mich da kein bisschen raus. Klar ist oft weinen angesagt, auch bei mir. Und natürlich ist viel von dem, was wir Menschen so tagtäglich verarbeiten müssen alles andere als lustig aber ich denke dann plötzlich an depeche mode: „…I think that God’s got a sixth sense of humor and when I die, I expect to find him laughing,“ und schmunzele.

Was meinst du dazu? Auch mal lachen oder heute nicht? Schreib’s mir in den Kommentaren und danke fürs Lesen!

8 thoughts on “Yoga ist nicht zum Lachen!”

  1. Sehr wahr und sehr lustig. Es ist ein Genuss, wenn Menschen gar nicht merken wie lustig sie in der Tat sind. Es waere ein grausames Bild die Welt vorstellen zu muessen, wenn es kein Sinn des Humours erlaubt wurde. Ich haette auf die Frage:”welche Suppe” einfach mit :”Erbsensuppe actually” geantwortet! Entweder hat man ein Sinn fuer Humor oder nicht. Schwierig es jemandenen beizubringen denke ich mir.

  2. Ich finde die Menschen, die ungewollt komisch sind sehr lustig – bis zu dem Moment, in dem ich realisiere, dass sie das selbst gar nicht komisch finden (auch wenn man ihre Nase in den komischen Moment reindrückt) und nicht über sich lachen können. Dann werden sie zu traurigen Gestalten. Also, ja: über sich zu lachen ist existentiell. Und eingedenk der Probleme, die wir haben, die oft nur wir selbst als solche ernst nehmen, häufig auch die einzigen richtige Aktion/Reaktion.

  3. Ich glaube ich komme von einem anderen Planeten …. die Welt bzw. viele Menschen werden immer seltsamer – allerdings, wenn man sich die Zeit nimmt etwas genauer hinzuschauen versteht man warum vieles ist wie es ist. Lachen ist immer ein sehr guter Ansatz – wenn auch nicht immer die Lösung.
    Ich hoffe wir lachen bald mal wieder ein Runde gemeinsam 😉

  4. Freundlichkeit und Offenheit sind leider Tugenden, die heutzutage nicht weit verbreitet sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, das Lachen (auch über sich selbst) ein wirklicher door opener ist. So habe ich mir z.B. einmal vorgenommen eine Woche Lang, jeden Tag drei wildfremde Menschen solange anzulächeln, bis sie zurück lächeln. Ich kam mir schon etwas seltsam vor, beim Bäcker, in der U-Bahn auf der Straße…
    Die Reaktionen waren fast immer gleich: Kurze Verwunderung, dann aber sehr schnell ein (oft scheues) Lächeln zurück.
    Mir hat dies gezeigt, dass man mit total geringem Aufwand ein klein wenig Freude in den Tag anderer Menschen bringen kann (auch auf die Gefahr hin, das man sich zum Horst macht).

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